Am gestrigen Freitag fand in den Konferenzräumen des Fraunhofer-Instituts FOKUS der zweite Community Workshop zur Open Government Plattform Deutschland statt. Dabei wurde neben allgemeinen Usability-Anforderungen und Fragen der IT-Sicherheit auch die umstrittene Lizenzpolitik diskutiert. Eine Zusammenfassung…
Kein Open in GovData!
Als fundamentale Neuerung wurde den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern aus öffentlicher Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und NGOs der neue Name des Datenportals präsentiert. Lief der Working-Title bis dato unter Open-Government Data Plattform Deutschland, wurde er nun, kurz vor dem geplanten Launch zur CeBIT 2013, in GovData – Das Datenportal für Deutschland eingestampft.
Vor dem Hintergrund der viel diskutierten Lizenzpolitik, die aus dem eigentlich angedachten Open-Data Portal nur ein weiteres Datensilo macht, und dem damit einhergehenden Vorwurf des Etikettenschwindel (“Wo Open drauf steht, muss auch Open drin sein!”), war diese Reaktion der zuständigen Stellen (BMI und FOKUS) vorherzusehen, überraschte allerdings dennoch viele der anwesenden Open-Data Aktivisten. Indem mit dem Wort Open auch der hehre Anspruch, ein Datenportal für offene Daten zu schaffen, gestrichen wurde, war die gestrige Lizenzdiskussion eigentlich unnötig, da schon entschieden.
GovData – Das Datensilo aus Deutschland
Dennoch versuchten Vertreter von Wikimedia Deutschland, der Open Knowledge Foundation Deutschland, Piratenpartei Deutschland sowie Blogger und freie Open-Data Aktivisten erneut Dr. Helene Groß und Dr. Uta Dauke vom BMI sowie verschiedene Vertreter der öffentlichen Verwaltung fundiert von einem konsequenten Open-Data Konzept zu überzeugen. Mit Blick auf Europeana und die Digital Public Library of America wurde dabei mehrfach für die Nutzung von CC0 (Public-Domain) oder etwas eingeschränkteren Open-Lizenzen wie OCDA plädiert und auch auf Probleme im Bezug auf NC-Lizenzen und die neuen, wenig interoperablen Datenlizenzen Deutschland hingewiesen.
- Um internationale Interoperabilität zu gewährleisten und den Lizenz-Markt nicht weiter zu fragmentieren, sollte eine zur Open-Definition konforme Lizenz zum Einsatz kommen. (vgl. Europeana, DPLA, …)
- Attribution- und/ oder NC-Lizenzen bedeuten mehr Aufwand für Verwaltungen, da die Nachnutzung aktiv überprüft und das einbehaltene Recht durchgesetzt werden müsste. Ist diese Überprüfung nicht geplant, kann auf beides verzichtet werden.
- Aufgrund ungeklärter juristischer Bedeutungen und der damit einhergehenden rechtlichen Unsicherheit für Nachnutzer, sind NC-Lizenzen als nicht geeignet zu betrachten.
- Die Deutschland-Lizenzen führen zu einer weiteren Fragmentierung und schaffen somit eher Unsicherheit und neue Barrieren, als Daten offen zugänglich zu machen.
- Als Kompromiss könnte ein duales Lizenzsystem angesehen werden.
Dennoch scheint das BMI an seinen Vorstellungen für das GovData Portal Deutschland festzuhalten und eher auf die befremdlichen Befindlichkeiten von öffentlichen Verwaltungen, Kommunen sowie Bundes- und Landesämtern zu achten, als ein politisches Signal für mehr Offenheit setzen zu wollen. In meinen Augen wird hier mit politischen Mitteln Fortschritt vermittelt, wo dieser nur in sehr begrenzten Mengen zu finden ist. Mein Fazit fällt somit ähnlich kurz aus wie im Bezug auf die Deutsche Digitale Bibliothek: Schade eigentlich.